Mittwoch, 1. Februar 2017

Elke erzählt

ich hatte mit barbara gesprochen
sie schaute mich nicht an
ich dachte sie betrachte eine pfütze
aber sie schien nur durstig zu sein
die gespräche mit barbara sind interessant
entweder sagt sie gar nichts
oder sie legt los
als gelte es sämtliche wörter auszukosten
selbst die verbotenen

im park haben sie den sargträger gefunden
du weißt doch
der mit dem hellen haar und mit dem mund
eines samstagabendspielers
wir sind uns oft begegnet
meist in seinen träumen
wir lagen am fluss und er trocknet sich
ab
obwohl er gar nicht nass war
er trug seinen schwarzen sargträgeranzug und
verlor seinen weißen zylinder
indem er ihn für überflüssig erklärte

ich begriff das alles nicht
aber es war ja auch nicht für mich

barbara sagte dass sie bald
verlassen wird
ich frage sie
ob ihr danach ist und sie meinte
wohl kaum
sie hatte ein bettspanntuch aus den siebzigern
in den händen
ich fragte mich nicht warum
ich fragte mich
warum ist das alles nur so
warum können wir nicht alle sichtbar sein und
vergessen wer wir sind

vielleicht wird man gar nicht geboren
meinte barbara und ich fürchtete schon
sie packte einer ihrer unendlichen geschichten aus
im übrigen weiß ich nicht
wie ich mich von ihr verabschieden soll
du sagtest mal
nimm dir einen anderen namen und
sag ihr
dass du neu in der stadt bist
sag ihr
dass du aus zenica bist und hier
leben möchtest
erzähl ihr von deinen wachen träumen
von den gefühlen die so jämmerlich schmecken
wenn man sie aufgibt
aber wenn man sie nicht aufgibt verwelken sie und
gehen mit der zeit

wir sind unruhig
wir sitzen da und haben für unsere unruhe worte
kannst du dir das vorstellen
wir sind wach und doch
erzählt uns der traum das wir schlafen
einfach so
ohne zu lächeln

Dienstag, 31. Januar 2017

Mit rotkäppchen

bin ich zur pechmarie
die gab ihr
schneewittchens nasenanzug
ohne große probleme wurden
wir reich
doch alle fanden das dumm und
langweilig
wir landet bei den bäumen
unter einem saß eva
sie dachte über das lächeln nach
famose eva rief schneewittchens augenaufschlag
hättest du einen wunsch der unerfüllt bleiben soll
ja den habe ich hauchte sie und
schneewittchens augenaufschlag hielt sich daran fest
da kam ein wolf
der sollte böse sein
aber es fehlte ihm alles dazu
man suchte ihn ab
man fand nichts
darüber wurde man böse und
verschwand im wald
im wald lebte das erste erwachen von gretel
hänsel hatte sie gerufen
die eltern aßen tischbeine
da sagte hänsel
was kostet der wald
nichts nur ein lächeln, hauchte der becher
wo kam der becher her und warum war er leer
er war leer weil wir lagen
wir tranken vergessene briefe und
hatten danach keine worte mehr

Das alte neue

aus meiner geburt hat man ein sprungtuch gemacht
man erlebt es manchmal
wenn einem die not kommt und man nichts mehr von ihr verlangt

da ist wer geboren
er ist hineingestürzt in die welt
er hat getrunken
nachher sah er die welt an wie der
stoff aus dem die narben sind (jene
von wirklichem gewicht)

er ist gestürzt
sein fallen ringt mit ihm
er sucht
sucht nicht das festhalten
er fängt sich auf
er lügt wenn er sagt das ist nicht die wahrheit

sein gesicht geht
es geht durch die strassen
es erkennt
was es erkennt verbirgt es
was es verbirgt
greift er sich
sucht es zu umarmen
umarmt die suche
geht aus dem fenster und
schreit

Montag, 30. Januar 2017

Grauenvoller pulli

ich trage diesen grauenvollen pulli
schon seit jahren
keiner macht mich
darauf aufmerksam
keiner schreit ihn an
geh
geh doch einfach

wissen wohl selbst
wie schwierig
das einfache ist
wie es plötzlich in einem ist
sucht und vergräbt
den schatten seiner zweifel

ist ja selbst nichtwissend
ist ja selbst nicht so einfach
dachte nur
es ist leicht
leicht vergebens auf der welt zu sein

ich schaue es an
schaue mir das leben an
ich beginne zu zweifeln
zu suchen
was zu verbergen ist
zu verbergen was man nicht suchen kann

alles geht
verspätet sich
schaut auf seinen desktop
ob noch zeit ist
es ist keine zeit

es ist die erste nacht
du kommst in dieses zimmer und
schläfst schon da
du legst dich zu mir und
fragst
wo ist er

Im schauen

in dem bellen der albernen hunde
tauchte ein biss auf
der verließ sie nicht mehr

die rufe der esel von weitem
stacheldraht dazwischen
damit die rufe nicht zu verstehen sind

gestern schwer gehadert
ich weiß noch
wir hatten vier tischbeine und
wir hatten hunger
hätten wir keinen hunger gehabt
es wären auch vier tischbeine gewesen

wir drehten uns um
sahen durch uns hindurch
wir redeten über die sägen
die sägen waren leicht und sprachlos

wir aßen und begruben den rest
wir tranken schmutziges wasser und
behaupteten
das wäre guter tee

wir rangen nicht mit uns
wir flippten bloß nicht aus und
sangen
es wäre gut zu leben

wir tranken und aßen
bis wir satt waren
vom vielen staub

Sonntag, 29. Januar 2017

ohne name

ein offenes fenster in deinen augen

die letzten tränen

sprachlos

die türe führt durch die dunkelheit



so lange bis die tiefe aus dir hinauswächst

ein langer spaziergang durch die nacht

es donnert und blitzt

deine worte

du wirst sie von dir werfen



schreiben heißt nicht übersetzen

schreiben heißt

die dinge suchen

die man lieber verstecken möchte



das treibholz nach draußen

nach innen die starre

die einsamen sitzen vor ihren mündern

tragen den hunger aus ihren gesichtern



etwas das fremder ist als dein eigenes gesicht

du lässt es herein

vorläufig

Samstag, 28. Januar 2017

gerd

du weißt der gerd ist noch wach
er zählt die tage die draußen bleiben müssen
er zittert wenn er die welt denkt
denkt er die welt
füllt er sich ab
aber nicht zu knapp

du schaust auf die uhr
er hat der nacht erlaubt
sich zu ihm zu legen
er betrachtet wie alles
um ihn verschwindet

wie alles um ihn vergißt

er opfert die zeit
er trägt die urnen der lebenden
er fängt zu zittern an
stellt sich den tod vor
schwer sich den vorzustellen
doch er versucht es

die papiertollen verteidigen sich
jemand der sich herantastet
vergräbt seine nacht unter
den perlen seines schweisses

in ihm ist nicht
angst
nicht
wort
in ihm ist kein abgesang
der fluten
nur ein vor sich hin sprechender wasserhahn
der es gut mit dir meint

Freitag, 27. Januar 2017

jerry du bist müde

cotten ist müde
er trinkt altes wasser
schaut nach draußen
draußen der old river
die hellen schleusen
er beginnt sich einen bart
in den bart zu drehen
ich bins sagt er
trinkt altes wasser
dann
das telefon
jemand sagt
du musst kommen
ein toter
er glaubt den toten nicht mehr
auch von denen
nur enttäuscht
er weiß nicht wie lange schon und
dann die zimmer
gewachsene stellungen
dunkles paradies
ein kanarienvogel trinkt
die nacht
er ist enttäuscht
wieder die alten gesänge
von tiefen und not
auf einem boot sitzen
warten dass es fährt
dass es reist
dass es aufreisst
er möchte teil dieses aufrißes sein
nichts
nur gebirgesmalerei an den wänden
wer ist es
du sagt harry
sie haben dich erschossen
er möchte es gerne glauben
er geht wieder fort
altes bergwasser trinken

Donnerstag, 26. Januar 2017

erst er





er besoffen

der morgen

er weiß es ja

er spürt es doch

lange lange strassen

so weit gehen

bis er flüstert

er weiß

die langen jahre

stunden davon in der hose

in der hose etwas geld

hat er sich verdient

er stand am flussufer und fror

es sah aus

als wollte er baden

doch wer will baden bei solchen graden

eine sah es

melanie hieß sie nicht

sie hatte keinen namen

sie sprach zu ihm

soll ich dich hineinwerfen

so viel tage

er wusste nicht wie nähe schmeckt

er suchte ihre hände

absolut beginners

was sie sucht war

dass

was sie längst gefunden

siebzehn jahre älter oder jünger war er

roch nach camenbert

sie dachte

das ist flieder und ließ ihn stehen

damals

als die jahre noch hinter ihr standen

und er

ging in den fluss und sie

rief ihn

fragte

was ist

stirbst du endlich

Der krumme stock

immer den eindruck
es ist zu spät für dieses gedicht

du gehst
dein schatten ist schon länger unterwegs

es duftet nach schnee
kalte augen

du gehst durch diese halbstarre
dein eindruck; das gedicht könnte weinerlicher sein

ob ich jemand etwas schuldig bin?
Hin und wieder werde ich es schon beklagen

die gräser sind kühl und zittern
wie die esel die am stallgitterzaun entlang gehen und
weinen (selbst im traum)

mein altes radio vermisse ich
nichts vermisse ich

ich möchte sie aufschreiben die alte zeit und
vergraben
hinter der nächsten wand
hinter den nächsten schranken

bin so selbstlos dass selbst die
hände unter meinen schritten
heimlich gurren

ich gedenke allen toten obsthändlern
allen getränkehändlern
die freitags stets oben in der troppauer standen
und bier verkauften
helles und dunkles

an was für einen unsinn man sich festhält
ich erinnere mich an die ersten tauben
die nach einer erotischen nacht
durch die strassen gurrten

ich erinnere mich an deinen namen
der nichts mit dem gurren der tauben zu tun hat

an den ewigen stunden vorbei
die nichts als leere verstehen
gehe ich durch die vergesslichste landschaft der welt

Mittwoch, 25. Januar 2017

Der turm

ich trinke kaffee
reizend denk ich
reizend ist die welt

ich bin ein alter germane
ich drehe mich um
ich bin ein alter germane
ich muss mich umdrehen

ich bin stolz auf kleinholz
und untertassenverschiebung
ich mag schmelzkäse gerne und
liebe es in ruhe aushusten zu dürfen

ich bin der turm
du das gelände
ich bin das schweigen und
der gedanke
wie hart es ist
vollkommen zu sein

Du Diotima

nun sehe ich fern
was in der luft kreist
was ich vermisse
nah der nähe
die ich nicht habe
nie haben werde und
doch vergesse ich nicht
ihr schönes anlitz
die art
wie sie
an sich halten musste und das weinen und schreien
nicht unterdrückte
auch das hat nichts mit mir zu tun
da war ich fern
fern wie immer und
doch
wie nah es mir ist
dies lächeln
dieser ganze mensch
diese junge schönheit
so viel zukunft soll sie haben
so viel gutes mit ihr
dass ich es wünsche
so sehr
dass ich ihren namen
noch einmal rufen kann und
dann gehe
ohne
dass sie ganz verschwinden wird

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